Bei Zöliakie reagiert der Körper auf den Verzehr glutenhaltiger Lebensmittel mit Symptomen wie zum Beispiel Durchfall.
Bei Zöliakie, früher auch als einheimische Sprue bezeichnet, handelt es sich um eine Unverträglichkeit gegen das Eiweiß Gluten. Die von Medizinern auch als glutensensitive Enteropathie bezeichnete Zöliakie ist die häufigste Ursache einer Verdauungsstörung mit immunologischer Ursache. Das bedeutet, dass das Immunsystem sich gegen eigentlich harmlose Stoffe wendet, im Fall der Zöliakie gegen das Klebereiweiß Gluten. Daher wird die Zöliakie auch Glutenunverträglichkeit genannt.
Insbesondere in den Industrienationen hat die Zahl der von Zöliakie betroffenen Personen zugenommen. Wissenschaftler vermuten zum einen die Zunahme von Margen-Darm-Infektionen und Umwelteinflüssen als Ursache. Zum anderen kann es an verbesserten Diagnoseverfahren liegen, die es einfacher machen, eine Zöliakie zu erkennen. Ein erster Verdacht auf Zöliakie kann meist durch eine Bestimmung der Antikörper erhärtet werden. Um die Diagnose abzusichern kann eine Gewebeprobe aus der Darmschleimhaut des Dünndarms entnommen werden, auch als Biopsie bezeichnet. Bessert sich durch die dann verordnete glutenfreie Ernährung der Zustand der Patienten, gilt die Diagnose Zöliakie als gesichert. Die Therapie des Patienten besteht dann in einem strikten Verzicht auf glutenhaltige Nahrungsmittel.
Laut Deutscher Zöliakie Gesellschaft e. V. erkrankt in Deutschland einer von hundert Personen an Zöliakie. Insgesamt erkranken in der Regel mehr Frauen als Männer an Zöliakie. Eine Glutenunverträglichkeit kann bereits im Säuglingsalter auftreten, zumeist wird sie aber zwischen dem 20. und 60. Lebensjahr diagnostiziert.
Die Dünndarmschleimhaut hat die Funktion, selbst kleinste Nährstoffbestandteile der Nahrung umzuwandeln und in die Blutbahn zu transportieren. Die Dünndarmschleimhaut ist in Falten gelegt ist und besteht aus fingerförmigen Ausstülpungen, die auch als Darmzotten bezeichnet werden. Auf den Ausstülpungen befindet sich der Bürstensaum, auf dem Enzyme gebildet werden, die maßgeblich die Verdauung der Nährstoffe gewährleisten. Diese Struktur der Dünndarmschleimhaut führt zu einer vergrößerten Oberfläche. Im Verlauf einer Zöliakie verkleinert sich diese jedoch durch Entzündungen, die zu einem Rückgang der Zotten führen. Man spricht in diesem Fall auch von einer Zottenatrophie.
Die Entzündung der Schleimhaut ist Folge einer fehlgeleiteten Immunreaktion, die durch die Bildung von Antikörpern gegen Gluten ausgelöst wird. Neben der Bildung von Antikörpern gegen Gluten bildet der Körper bei Zöliakie auch Antikörper gegen eigenes Gewebe, was als Autoimmunreaktion bezeichnet wird. Somit ist die Ursache der Zöliakie eine Autoimmunerkrankung.
Aufgrund der entzündungsbedingten Schädigung der Darmzotten kann aufgenommene Nahrung bei einer Glutenunverträflichkeit nur mangelhaft durch den Dünndarm verdaut werden und Nährstoffe gelangen in zu geringem Maße über das Blut zu den Organen. Die mangelhafte Aufnahme von Nährstoffen, von Medizinern als Malabsorption bezeichnet, kann bei Betroffenen zu Mangelerscheinungen wie zum Beispiel Knochen- oder Muskelschmerzen führen. Weitere Folge- und Begleiterkrankungen, die bei Zöliakie auftreten könnten, sind zum Beispiel eine stark juckende Hauterkrankungen namens Dermatitis herpetiformis Duhring, eine Verminderung der Knochendichte (Osteoporose) oder eine Laktoseintoleranz, eine Unverträglichkeit gegen Milchzucker.
Viele Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Dinkel, Grünkern, Emmer und Gerste enthalten Gluten. Eine Sonderstellung nimmt Hafer ein. Aufgrund verschiedener Studien wird diskutiert, ob sich Hafer für eine glutenfreie Ernährung bei Zöliakie eignet.
Aber auch andere Lebensmittel können Gluten enthalten. Für Betroffene einer Glutenunverträglichkeit ist es bei der Ernährung daher wichtig, auf das „Glutenfrei-Symbol“ zu achten, da bereits Spuren von Gluten Symptome hervorrufen können. Nehmen Betroffene glutenhaltige Lebensmittel zu sich, so erleiden sie, falls ein Vollbild der Erkrankung vorliegt, meist starke Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall. Bei vielen Personen, bei denen eine Zöliakie diagnostiziert wurde, tritt kein Vollbild der Erkrankung auf. Das heißt, die auftretenden Symptome werden als gering oder moderat empfunden. In seltenen Fällen zeigen sich bei Betroffenen sichtbare Irritationen der Haut. Selten auftretende Symptome erschweren vielfach die Diagnose von Zöliakie.
Eine weitere Erkrankung bei der es beim Verzehr glutenhaltiger Nahrungsmittel zu solchen Symptomen kommen kann, ist die Glutensensitivität. Die Symptome sind meist nicht so stark ausgeprägt wie bei Zöliakie und im Gegensatz zur Zöliakie handelt es sich nicht um eine Autoimmunkrankheit.
Guido Maiwald