Direkte Folgeerkrankungen einer Zöliakie sind in vielen Fällen Magenprobleme, Erbrechen, Verdauungsstörungen und Blähungen. An dieser Stelle besteht oftmals die Gefahr, dass der Arzt fälschlicherweise die Diagnose Reizdarm stellt, da die Symptome ähnlich sind. Hinsichtlich der Verdauungsstörungen können ein fettiger und voluminöser Stuhl, Verstopfungen, Durchfall, Magenschmerzen und Magenkrämpfe sowie ein überblähter Bauch entstehen. Ursache für diese Störungen des Magen-Darmtraktes sind die Entzündungsherde an der Dünndarmschleimhaut.
Aufgrund der Entzündungen und der Schädigung der Darmzotten ist der Darm zudem nicht mehr in der Lage dem Körper bestimmte Nährstoffe zur Verfügung zu stellen. Vor allem Stoffe, die durch den Dünndarm aufgenommen werden, werden bei Zöliakie dem Körper nicht oder in nicht ausreichender Menge zugeführt.
Insbesondere die Aufnahme von Eisen, Zink, Magnesium, Folsäure, Kalzium und der Vitamine D, A, B6, B12 und K ist in Folge einer Zöliakie oftmals gestört. Diese Mangelerscheinungen wirken sich wiederum auf zahlreiche Körperfunktionen aus und stören diese. Als Begleiterscheinungen der Zöliakie sind Kraft- und Antriebslosigkeit (Adynamie), Knochenschmerzen, Muskelschmerzen, Arthritis, Ödeme (Wassereinlagerungen), Hautausschlag (Dermatitis herpetiformis Duhring), Entwicklungsverzögerungen (bei Kindern), Depressionen und Angststörungen, Kopfschmerzen und epileptische Anfälle bekannt. Durch Eisenmangel sowie dem Mangel an Folsäure oder Vitamin B12 entsteht als Folgeerkrankung außerdem oftmals eine Blutarmut (Anämie). Ein Mangel an Vitamin K kann schwere Blutungen verursachen und eine Folge des Kalziummangels sind Muskelkrämpfe.
Diese seltene, stark juckende Hauterkrankung, die meist mit Blasenbildung einhergeht, tritt insbesondere bei Betroffenen auf, bei denen die Zöliakie nur schwach ausgeprägt ist und klinische Symptome einer Darmerkrankung fehlen. Von Dermatitis herpetiformis Duhring sind zumeist Hautstellen am Gesäß, der behaarten Kopfhaut, den Knien und Ellbogen betroffen. Der Nachweis dieser Begleiterkrankung von zöliakie erfolgt über eine Hautprobe.
Eine Verminderung der Enzymproduktion aufgrund der Schädigung der Schleimhaut verursacht bei Patienten mit Zöliakie häufig eine sekundäre Laktoseintoleranz, also eine Unverträglichkeit gegen Milchzucker. Mit zunehmender Regeneration der Darmschleimhaut durch glutenfreie Ernährung kann in der Regel Laktose wieder aufgenommen werden. Eine Entwicklung, die aber unter Umständen mehrere Jahre dauern kann. Ob ein von Zöliakie betroffener Patient wieder Laktose verträgt, kann ein H2-Atemtest nachweisen. Verschwinden Symptome wie Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfälle trotz glutenfreier Ernährung selbst nach langer Zeit nicht, liegt eventuell eine genetisch bedingte, also primäre Laktoseintoleranz vor.
Rund 20 bis 50 Prozent aller von Zöliakie Betroffenen zeigen laut Deutscher Zöliakie Gesellschaft e. V. nach gewisser Zeit eine Verminderung der Knochendichte. Je nach Schwere der Erkrankung als Osteopenie oder Osteoporose bezeichnet. Zum einen ist für diese Folgeerkrankung die verminderte Aufnahme von Kalzium und Vitamin D verantwortlich, zum anderen sind es die Botenstoffe der Entzündungen, die wichtige Knochenzellen schädigen.
Bei erfolgreicher Nahrungsumstellung auf ausschließlich glutenfreie Nahrungsmittel kann die Knochendichte meist innerhalb eines Jahres gebessert werden. Normale Knochendichtewerte können bei Zöliakie jedoch nur erreicht werden, wenn die Erkrankung bereits im Kindesalter diagnostiziert und therapiert wird.
Bei anhaltender Beschädigung der Darmzotten (Zottenatrophie), Diätfehlern, später Diagnosestellung, Laktoseintoleranz und geringem Körpergewicht kann jedoch eine negative Entwicklung der Osteoporose fortschreiten. Zöliakiepatienten sollten daher regelmäßig ihre Knochendichtewerte messen lassen.
Bei rund 28 bis 50 Prozent aller an Zöliakie erkrankten Personen tritt eine Blutarmut (Anämie) ein. Die Ursache liegt darin, dass der Darm zu wenig Eisen aufnehmen kann. Auch ein Mangel an Vitamin B 12 und Folsäure kann vereinzelt zu Blutarmut führen. Das durch die Entzündungshormone gebildete Hormon Hepcidin stört des Weiteren den Eisenhaushalt des Körpers. Aufgrund offener Entzündungsherde an der Dünndarmschleimhaut kann es zudem zu Blutverlust in geringen Mengen kommen.
Bei den meisten Patienten tritt zunächst Diabetes auf und dann Zöliakie. Fünf bis acht Prozent der Menschen mit Diabetes leiden auch an Zöliakie. Davon sind jedoch größtenteils Patienten mit Diabetes Typ 1 betroffen, also der Form von Diabetes, die mit einem absoluten Insulinmangel einhergeht. Da die genetische Grundlage von Diabetes Typ 1 und Zöliakie identisch ist, sprechen Mediziner von einer Assoziation, einer Verbindung zwischen beiden Erkrankungen. Die Verbindung gilt hingegen nicht für Diabetes Typ 2, der unter anderem durch Übergewicht und einen ungesunden Lebensstil entstehen kann. Fälle, in denen zuerst Zöliakie auftritt und dann Diabetes sind sehr selten und daher wenig erforscht. Diabetespatienten sollten regelmäßig einen Test auf Zöliakie bei ihrem Arzt durchführen lassen.
Etwa 8 % der Menschen mit Zöliakie erkranken an einer autoimmunbedingten Schilddrüsenerkrankung wie Morbus Basedow oder Hashimoto Thyreoditis. Daher sollte regelmäßig beim Arzt die Schilddrüsenfunktion (TSH) kontrolliert werden.
Guido Maiwald